Liva Dalin: Tulpenblut – Fulminant blutiges Kickoff!
Liva Dalin hat schon als Scriptdoktor gearbeitet, als andere in ihrem Alter noch faul an der Uni herumlungerten. Sie hat für ein paar durchaus namhafte Autoren Bücher gerettet und Bücher geschrieben. Und nun ist sie 30 und hat ihren ersten Krimi unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht: Tulpenblut.
Und der ist eine ziemliche Ansage.
Das Setting
Stella Nykvist ist aufmüpfig, schnell, sexy und aufbrausend – als Ermittlerin ist sie unberechenbar. Und diese Frau schickt ihre Einheit an die Südküste Islands, wo sie einen grauenhaften Mord aufklären soll, der fast allen Beteiligten den Magen umdreht. Die Ermittlerin wirbelt durch die Ermittlung, beleidigt Zeugen, bricht bei Verdächtigen ein und hat zu allem eine sehr eigene Meinung. Dennoch: Diese Frau ist ein angenehm komplexer Charakter und eine, die weiß, was du tun musst, um einen Mörder zu erwischen.
Sie hat echte Probleme mit Island, arrangiert sich aber mit den Leuten. Wenn sie einen Täter verstehen will, steht sie notfalls auch mal mitten in der Nacht auf und bittet einen Metzger darum, ein Schwein aufschneiden zu dürfen. Zu Ermittlungszwecken.
In TULPENBLUT von Liva Dalin wird sehr schnell klar, dass die junge Frau in ihrem Leben schon sehr viel geschrieben hat. Die ganze Story ist rasch szenisch aneinandergereiht, gönnte sich aber die Zeit, die Hauptfiguren zu entwickeln. Das hat Tempo, das hat Drive – und das ist wirklich spannend und setzt sich mit der isländischen Gesellschaft aus einem unromantischen Blickwinkel auseinander.
Sprache und Spannung
Kurze Sätze treiben die Handlung voran, schnell, sauber komponiert – aber hier gibt es auch Nachdenklichkeit, Reflektion und immer mal wieder einen kurzen persönlichen Blick von den sehr gleichgewichtigen Hauptfiguren. Und – das ist ungewöhnlich: Auch der Erzähler erlaubt sich hin und wieder eine kleine Wertung. Alles in allem entsteht so ein Buch, das sich liest wie ein rasch geschnittener Film, in dem immer etwas los ist. Das erzeugt eine dauerhafte Spannung und reichlich Action. Gepaart mit Stella, der Hauptfigur, die auch ganz nebenbei ein Privatleben führen will und auch einmal Sex haben will – auch dann, wenn sie dazu verdammt ist, in einer Kleinstadt in der Fremde zu arbeiten.
Das hat was, das ist brillant mit einem netten Augenzwinkern.
Fazit
Ein Buch, das sich liest wie Film, das zum Schmunzeln anregt, leicht und flüssig vorantreibt und einen sehr ungewöhnlichen Fall in einem ungewöhnlichen Land spannend behandelt, in dem es eigentlich keine Morde geben sollte und nahezu alle Gefängnisse geschlossen worden sind. 100 Punkte
Ich freue mich auf den nächsten Teil. Cool, wenn mal ein solcher Charakter wie hier die Story bestimmt!