Nella Beinen – Betrogen. Krimi oder Liebesroman? Das ist hier die Frage!

Nella Beinen, die bislang weniger mit Krimis auf sich aufmerksam gemacht hat, gibt einer Unsitte nach und gibt ihrem Buch nicht einfach nur einen Namen – sie steckt den Trailer gleich mit in den Titel. Und so heißt das Buch dann genau genommen: Betrogen – Ein Fall für Sieg und Röber: Atmosphärisch intensiv, voller unerwarteter Wendungen.

Bekommen wir die? Atmosphärische Intensität und unerwartete Wendungen?

 

Das Setting

Eine Journalistin tritt als Social-Media-Managerin in den Polizeidienst ein, wo sie – mit Ansage – ihren Ex-Freund trifft. Die beiden streiten sich am ersten Tag wie zwei Teenager und tauchen nebenbei in einen Fall ein. Dieser erste Tag nimmt gut ein Drittel des Buches ein und lässt für den eigentlichen Fall einer mit einem Messer ermordeten Frau wenig Raum.

…was und gut gefallen hat

Die Dialoge in diesem Buch sind teilweise wirklich ausgezeichnet. Nella Beinen schreibt scharfe Theater-Dialoge. Schnell, zugespitzt, eingängig. Im Film würde man sagen: Die Dialogregie hat ganze Arbeit geleistet. Das ist der Bereich des Buches, der es lebendig macht.

Und der Fall? Ach so … der Fall …

…was uns weniger gut gefallen hat

Die Geschichte von Alexandra (Journalistin und Ex-Freundin) und Ben (Polizist und Ex-Freund) überlagert alles, allem voran den ersten Tag. Da sind zwei Erwachsene, die sich wie Teenager streiten. Und das geht bis in einen Bereich hinein, den man selbst bei Teenagern nicht tolerieren würde. Bei Erwachsenen somit gar nicht – aber ganz sicher würde man dieses Benehmen nicht im Polizeidienst tolerieren.

Da gelten Regeln, Gesetze und Verfahrensweisen. Die darf ein Krimi-Autor natürlich dehnen und biegen – aber hier biegt es sich nicht, es bricht. Und es fühlt sich leider dann auch schnell ähnlich langweilig an, wie Teenagern bei Streiten zuzusehen. Der Konflikt erscheint künstlich und lösbar und wird eher hochgekocht wie in einer Seifenoper.

Spannung? Der Fall tritt schnell in den Hintergrund. Und nicht nur das. Die Ermittlung wird dann im nächsten Schritt von Alexandra, der über dominanten Figur dieser Erzählung, gekapert, die nicht müde wird, darauf hinzuweisen, wie doof und langweilig eigentlich Polizeiarbeit ist.

Und natürlich mischt sich die Ex-Journalistin in die Ermittlung ein – auch dort, wo es ihr explizit (und nachvollziehbar) verboten ist. Hätte das den Charme all der Pfarre- und Bestatter-Ermittler dieser Welt, wäre es schön – aber das gelingt Nella Beinen in „Betrogen“ unserem Empfinden nach nicht.

Fazit

Der eigentliche Fall kommt erst nach der Mitte des Buches in Fahrt. Wir hätten es unter normalen Bedingungen jedoch nicht so weit gelesen, weil Alexandra uns erschöpft hätte. Die Dialoge sind ausgezeichnet und reißen es etwas raus. 34 Punkte unsererseits