Magnus Lassgard: Die Toten der Wälder – Erstklassig komplexer Nordic Noir

Magnus Lassgard „Die Toten der Wälder“ – ein Buch, das uns nach langer Abwesenheit wieder in die Welt von Alva Bergqvist und Maiken Lund zurückführt.  Magnus Lassgard ist Journalist und studierter Psychologe, der in den 90er Jahren mit dem Polizeibericht angefangen hat und dann sein Handwerk gelernt hat.

Und das merkt man.

Setting & Story

Das Team um die beiden Ermittlerinnen ist schwer gebeutelt: Eine Kollegin wurde erschossen, ein junger Bursche ersetzt sie, ein alter Hase macht einen schlimmen Alleingang – und in dieser Umgebung soll man in einem grausigen Mord ermitteln? Ja – das klingt schwierig und ist noch mal ein Zehntel dessen, was die Ermittlungen in diesem gruseligen Fall behindert, erschwert und verändert.

Das alles passiert in einer coolen Beiläufigkeit – nie gibt es hier den verzweifelten Versuch filmischer Action-Szenen. Magnus Lassgard ist ein Beobachter und nimmt seine Leser mit in die zwischenmenschliche Interaktion, in das, was Beziehungen ausmacht. Man wundert sich nicht, dass er sich von seinen Kurzgeschichten und Podcasts verabschiedet hat und nun schon seit einigen Jahren unter anderen Pseudonymen Bücher verfasst hat.

Hier passt wirklich etwas zusammen: Spannende Figuren, die keiner Stromlinie entsprechen, Zwischenmenschliche Beziehung, die nichts von Hollywood haben – und sogar das Thema des Serienmörders ist hier nicht „Schweigen der Lämmer“ – sondern hat einen eigenen, sehr ungewöhnlichen, sehr skandinavischen Stil.

Sprache & Spannung

Magnus Lassgard weiß sprachlich zu balancieren, kann von einer raschen Szene in eine wechseln, in der jemand beim Fischen über die Zusammenhänge des Lebens nachdenkt, ohne, dass man als Leser darüber stolpert. Hier gibt es keine elegischen Schilderungen von Gebäuden, Settings, Frisuren und Kleidung – hier wird skizziert, was zwischen den Personen von Bedeutung hat. Hier wird seziert, was den Fall vorantreibt.

Ein Page-Turner der anderen Art. Manchmal ruhig, manchmal lakonisch, dann wieder wütend. Da ist mehr Hakan Nesser drin als hektischer Jungautor.

Fazit

Wir geben Magnus Lassgard für „Die Toten der Wälder“ ein 93 Punkte – ein ungewöhnliches Werk, das auf Klischees verzichtet und starken Figuren viel Raum gibt.