Herbstinterview: Benthe Fredriksen. 2025 wird (wieder) alles anders
Mit ihren Padinghorn-Krimis rund um die Ermittlerin Swonke von Harenburg hat sich Benthe Fredriksen in den vergangenen Jahren schnell in diverse Krimi-Herzen geschrieben. Mit einem Monsterwerk wie „Todesspur“ hat sie gemeinsam mit Tjark de Vries Kritiker überzeugt. Und dann schien sie abgetaucht zu sein. Ihre WebSite ist verschwunden, sie gab keine Interviews mehr. Was steckt dahinter?
Krimi Blogger: Benthe – nachdem du 2024 mit „Der Hafen bei Nacht“ und „Friesischer Abgrund“ gleich zwei beeindruckende Romane veröffentlicht hast, bist du praktisch aus der Öffentlichkeit verschwunden. Es gab kein Interview, keine Promotion-Tour, nichts. Sagst du uns, was passiert ist?
Benthe Fredriksen: (Lacht) Ja – das war sicher ein wenig anders geplant. Aber dann passiert, was so oft passiert, oder? Eine Alien-Entführung, unerwarteter Besuch von einem Prinzen, der dir Millionen vererben will – und plötzlich ist ein Jahr ins Land gegangen und man fragt sich, wo das hin sein mag.
Krimi Blogger: Sicher … wer kennt das nicht.
Benthe Fredriksen: Na ja … Die Realität war etwas weniger spektakulär, aber einen Prinzen gibt es tatsächlich. Und der hält mich die meiste Zeit über vom Schreiben ab. So langsam richtet sich das wieder. Er kann jetzt laufen.
Krimi Blogger: Du bist Mutter geworden? Herzlichen Glückwunsch!
Benthe Fredriksen: Ja – eine wilde Zeit, die ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Geplant war das so nicht. Der Vater ist nicht vor mir auf die Knie gefallen, um mir einen Antrag zu machen, sondern hat sich den nächsten Flieger nach Südafrika geschnappt. Also führe ich das Leben einer modernen Frau, wenn du so willst.
Krimi Blogger: Was meinst du – Alleinerziehend?
Benthe Fredriksen: Alleinerziehend, selbständig und nomadisch, wie man heute sagt. Ich habe meine wunderschöne Wohnung aufgegeben, bin mit dem kleinen Kerl zunächst nach Hamburg gezogen, hab dann aber gemerkt, dass ich keinen richtigen Entwurf für die ganze Situation im Kopf hatte. Also bin ich – Tataaaa! – zu meinen Eltern an die dänische Grenze gezogen. Was besser ist, als es klingt. Meine Eltern sind cool und ich habe mehrere Jahre in Dänemark gelebt und kann die Sprache. Aber in der Zeit hätte ich aus Deutschland heraus das Zertifikat meiner WebSite verlängern müssen – und das habe ich verschlafen …
Krimi Blogger: Also hat Swonke von Harenburg an dieser Stelle tatsächlich viel von dir? Etwas Dänemark …
Benthe Fredriksen: Ja. Was das angeht, habe ich ihr Teile meiner Vergangenheit vererbt. Nur dass ihre Eltern nicht so cool sind wie meine. Die waren die meiste Zeit ihres Lebens Beamte. Und dennoch entsprechen sie nicht dem Klischee: Sie haben mich knallhart ermutigt, in den Kulturbereich zu gehen und Bücher zu schreiben. Das ist vermutlich mehr, als man verlangen kann.
Krimi Blogger: Dein Vater war Polizist … hilft das?
Benthe Fredriksen: Oh ja – und wie. Gerade bei unserem RAF-Werk „Todesspur“ hat mein Vater uns massiv geholfen. Schon alleine, weil er sich natürlich an die Zeit erinnern kann. Aber er ist natürlich auch sonst inhaltlich ein guter Berater, kennt die Polizeiprozesse und kann dir jederzeit jemanden vermitteln, der dich mit Details versorgen kann. Eines Tages werden wir auch mal ein Buch zusammenschreiben, glaube ich. Das wird Spaß machen.
Krimi Blogger: Dem entnehmen wir, dass du auch wieder schreiben wirst? Es gab eine Ankündigung für ein weiteres Buch der „Stark und Schwarz“-Reihe – das habt ihr zurückgezogen.
Benthe Fredriksen: (Lacht laut) Ja – na sicher. Ich habe es einfach nur nicht hinbekommen. Und ich meine: Hey – ich habe in 4 Jahren 8 Bücher geschrieben. Es gibt jede Menge Autoren, die in ihrem ganzen Leben nicht so viel schreiben! Natürlich schreibe ich weiter. Vermutlich noch eine Zeit lang ein wenig langsamer als zuvor. Aber das geht weiter.
Der fünfte Teil von „Todesküste Friesland“ entsteht gerade. Und die beiden folgenden Teile sind mehr als nur skizziert.
Teil 2 der anderen Reihe … ja – das ärgert mich und Tjark ganz massiv. Aber das lag nicht nur an meinem Ausfall. Das Buch, das wir angekündigt hatten, war ja so gut wie fertig. Aber die Realität hat uns so böse überholt, dass wir das noch einmal zurückgestellt haben. Wir wollten das eigentlich nach der nächsten Bundestagswahl rausbringen – aber die kommt ja jetzt überraschend früh – das schaffen wir wohl doch nicht.
Krimi Blogger: Das angekündigte Buch klang sehr politisch und kritisch?
Benthe Fredriksen: Ja. Und so wird es auch werden.
Krimi Blogger: Bei Todesküste Friesland haben wir das im letzten Buch auch gespürt – wenn auch wohldosiert.
Benthe Fredriksen: Ja. Und auch da hat – kein Witz – uns eine Frau geschrieben, dass sie uns „bei der AFD anzeigen will“ – das sagt mir nur, dass wir mehr politische Bücher brauchen. Und mehr politische Erziehung offensichtlich auch.
In Skandinavien erlebe ich, dass die Leute über uns lachen, weil wir Parteien wählen, die so tun, als gäbe es keinen Klimawandel. Da ist es mir dann manchmal wirklich peinlich zu sagen, dass ich die letzten Jahre da gelebt habe. Dänemark, Schweden, Finnland – jedes dritte neue Auto hat einen E-Motor. Und in Norwegen lachen die Leute längst über Diesel. Nur wir stellen uns so an. Aber das soll ja nicht unser Thema sein.
Krimi Blogger: Ist es denn Thema in den nächsten Büchern?
Benthe Fredriksen: Das ist unvermeidlich. Zumal wir in den Bereichen ja auch jede Menge neuer Kriminalität sehen. Falsche QR Codes an Ladestationen für E-Autos, Betrug bei Photovoltaik-Anlagen. Das Thema verändert sich gerade ungemein – und emotional ist es auch. Aber das wird nicht die eigentlichen Themen überschatten. Die Leute mögen Swonke und ihr Umfeld. Und so ist das dann auch gut.
Krimi Blogger: Dann gibt es bei Swonke keine größeren Veränderungen?
Benthe Fredriksen: (lächelt) Gibt es ein Leben ohne Veränderungen? Schwer vorstellbar. Das letzte Buch deutet ja ein paar an und ein paar gab es dort ja auch schon.
Krimi Blogger: Wir freuen uns darauf – Danke für das Gespräch!