Daniela Frenken: NORDSEEMORD Die Tote im Ferienhaus – Theaterstück mit wenig Teilnehmern?
Die Krimis von Daniela Frenken verkaufen sich seit Jahren anständig. Steinbeißer und Fendt sind als Team etabliert. Die Bände 6 und 7 haben in der Publikumsgunst durchaus geschwächelt. Wir haben uns Band 8 vorgenommen, der vor wenigen Wochen erschienen ist und zurzeit für schlanke 99 Cent zu erwerben ist. NORDSEEMORD Die Tote im Ferienhaus (Eigenschreibweise).
Setting & Story
Eine weibliche Leiche wird von zwei Feriengästen im Schuppen des Ferienhauses gefunden. Das Paar will sich eigentlich entspannen, findet aber die Leiche – kaum, dass sie im Ferienhaus eingetroffen sind.
Schon nach kurzer Zeit haben wir uns beim Lesen gefragt: Was ist hier eigentlich Nordsee? Einige der Figuren sagen „Moin“. Ansonsten könnte das Buchen ebenso gut in Herne spielen. Es gibt so viele gute und richtig spannende Bücher von Autorinnen wie Eva Amlstädt, Benthe Fredriksen oder Ulrike Busch, die die Region nicht nur als Tapete nehmen, sondern auch die regionalspiezifischen Themen zum Inhalt haben.
Die beiden Polizisten nehmen die Ermittlungen auf – und dafür haben sie nur 191 Seiten Zeit. Wir nehmen es vorweg: 50 hätten gereicht.
Die Ermittlungen bewegen sich auf einem kleinen Schachbrett – es gibt von vornherein nur wenige Figuren, die eine Rolle spielen. Da behält man auch im Halbschlaf noch den Überblick – das kann man mögen. Aber …
Sprache & Spannung
… aber damit hält dieses Buch einen traurigen Rekord in 16 Jahren Krimi-Blogger: Wir haben alle weit, weit vor dem Ende gewusst, wie die Sache ausgeht.
Das Buch als „dialoglastig“ zu beschreiben, wäre ernsthaft untertrieben. Man könnte es im Prinzip auch ohne große Mühe als Theaterstück aufführen. Leider jedoch sind die zahlreichen dominanten Dialoge nicht besonders brillant.
Die Dialoge klingen oft so, wie sie niemand im normalen Leben sprechen würde. Erschwert wird dies noch dadurch, dass nicht immer ganz eindeutig ist, wer gerade spricht – und ebenso dadurch, dass Dialog sich hin und wieder in einem endlosen Wust verstecken, der teilweise 2, 3, oder 4 Absätze haben dürfte, um das Lesen zu strukturieren.
Die Sprache ist teilweise erstaunlich holprig („Den Kaffee aufschütten“ / „Glasfenster“ / „tiefsitzende Sonne“). Dass die von einigen kleinen Fehlern abgerundet werden, passt in Summe ins Bild.
Hinzu kommt: Sowohl die mysteriöse Geliebte als auch die Tatperson sind eher leicht zu ermitteln. Wenn auf der Bühne nur 5 Darsteller sind, zwei davon die Ermittler und eine der beiden Frauen ausgeschlossen ist … ja – dann wird das schnell wie beim Abzählreim. Ene, Mene, Mäter – du bist der Täter.
Warum die Kollegin Wiebke Hansen nahezu durchgängig als „die Hansen“ (51 von 63 mal) bezeichnet wird, erschließt sich uns nicht. Es klingt wenig sympathisch und darüber hinaus seltsam distanziert und altbacken, weil es eher in den 70er Jahren zum Einsatz kam und aus gutem Grund heute nur noch selten genutzt wird.
Das gilt auch für diverse andere Aussagen des Plots, wie etwa „Mit wem redet eine Frau darüber, was sie bedrückt, wenn nicht mit ihrem Mann?“ oder Wortwahlen wie den „Filius“.
Aber all das sind am Ende des Tages nur Puzzlesteine einer Gesamtwahrnehmung, die leider ist: Dieses Buch ist nicht spannend. Es schleppt sich von einem Dialog zum nächsten und bietet keine Bandbreite in Ausdruck, Tempo oder Handlungsvielfalt.
Fazit
Fehlende Spannung kann nicht kompensiert werden. Für uns im Jahr 2024 leider unser Flop des Jahres. 18 Punkte.
Die ersten drei oder vier sind okay. Danach wurde das wirklich schwach.
… da bin ich ja froh, dass es nicht nur mir so geht. Ich hab nach etwa 30% abgebrochen. Das Buch ist ernstlich langweilig