Patrick Budgen: Die Holzpyjama Affäre – Wiener Zentralfriedhof als Krimi-Star.

Jeder, der den Wiener Zentralfriedhof kennt, weiß, dass er sein Eigenleben hat. Eines, das sich unzweifelhaft hervorragend für einen Krimi eignet. Oder? Patrick Budgen macht sich an den Versuch, ein Licht darauf zu werfen.

Das Setting

Alexander hat die Schnauze voll – und das kann der Autor verstehen: Patrick Budgen geht im echten in etwa demselben Job nach wie die Hauptfigur dieses Krimis. Dass der unbedingt Alexander Toth heißen muss, was zwar nicht exakt wie Tod / Tot geschrieben wird, aber kaum anders auszusprechen ist … Na ja – das muss man wohl mögen. Es hat etwas Comichaftes, wirkt fast ein wenig kindisch.

Aber dieser Toth hat nun mal die Schnauze voll von seinem stressigen Job und mag nun Totengräber sein. Natürlich kommt ihm ein Fall in die Quere. Einer, den er eigentlich nicht näher betrachten will. Aber er wird, wie so viele Männer, die auf etwas so gar keine Lust haben, mit der höflichen Härte einer Frau dazu gezwungen.

Und was sich dann aus dem kleinen Fall entwickelt, ist sicherlich mehr als man zu Beginn erwartet. Das bleibt cosy, da tropft kein Blut aus den Höhlen ausgestochener Augen oder so – aber es bleibt auch spannend.

Und dieser Spagat will ja nicht immer gelingen.

Zumal dieses Buch eben einen weiteren heimlichen Hauptdarsteller hat: den Zentralfriedhof. Dort befindet sich ja immerhin Franz Schubert – und auch Hans Moser. Ebenso gegenwärtigere Figuren wie Falco und Udo Jürgens unter seinem letzten aller Flügel.

Sprache und Spannung

Spannung …. hm – nicht in dem Sinne, den ein Thriller-Leser erwarten mag. Eher die Art des Entblätterns, des Dranbleibens, des Entschlüsselns. Das alles gepaart mit einem natürlichen Sprachwitz – der Autor kann mit Wörtern und Worten umgehen. Das hat dann aber auch Längen. Ebenso wird nicht ganz nachvollziehbar, was die Hauptfigur wirklich antreibt – und erst recht nicht, wenn er seine Entschlüsse wieder ändert. So sind die Eindrücke des Friedhofs stark, die der Rahmenhandlung ebenfalls – aber Hauptfigur „Tod“ und seine beste Freundin bleiben löchrig und die „Bestattungschefin“ ist ein Abklatsch diverser Randfiguren, die man immer wieder findet.

Sprache und Erzählqualität schwanken allerdings auch. Die Schilderungen des Zentralfriedhofs und seiner Abläufe wirken eher journalistisch und sind seltsam detailverliebter als der Rest des Buches. Das ist schon teilweise befremdlich und gibt ein Auf und Ab, das auch mal ins Dummdeutsche abgleitet und dann von den Allerersten, den Allergrößten und ähnlichen Wörtern versetzt ist. Absicht? Möglich. 

Fazit

Hervorzuheben ist hier noch die B-Note. Die Gestaltung des Covers und vor allem der Innencover ist liebevoller als in den meisten Fällen und verdient mit ihrer Hingabe Beachtung. Das rechtfertigt in Summe 82 Punkte für ein angenehm leichtes Lesevergnügen.