Kirsten Voosen-Reinhardt: Das Geheimnis des Weihesteins – Krimi-Erwartung?

Wir fanden  den zweiten Krimi der Haaner Autorin, deren Geschichten konsequent in Haan spielen, ziemlich gut. Also stürzten wir uns auch auf den Dritten. Hier schreibt Kirsten Voosen-Reinhardt in ihrer dritten Geschichte einen ziemlichen Genre-Mix – funktioniert das?

Das Setting

Das ist gar nicht so leicht wiederzugeben: Es gibt einen historischen Handlungsstrang und einen, der im fernen Japan spielt – verbunden über eine japanische Figur, die die Vergangenheit ins Haan der Gegenwart trägt und dort wieder auf Beil und Dampf trifft, die wir beispielsweise schon aus Eine Königin zieht das Schwert kennen.

Das alles könnte Spaß machen. Wer jedoch mit der Erwartungshaltung eines Krimi-Lesers an dieses Buch geht, der wird recht schnell müde… Nach einem Viertel des Buches kommt der Verdacht auf: Das ist eigentlich kein Krimi.

Die Schilderungen der Vergangenheitsstränge ergehen sich in breiten, ausgiebigen Schilderungen, die eher ein Info-Dump sind. Hier wird nicht erzählt., hier werden über breite Phasen eher Fakten aneinander gereiht, von der die Autorin meint, der Leser solle sie kennen. Das drückt es dem Leser so richtig ins Gesicht. Das ist nicht unterhaltsam und auch nicht wirklich spannend.

Sprache und Spannung

Die Spannung leidet heftig unter den langen Info-Passagen. Wer sich auf eine Ermittlung freut, kommt lange Zeit nicht auf seine Kosten. In aller Fairness: Das Buch heißt „Haaner Krimi“. Am Ende des Tages ist es über Phasen eher eine Art Historienroman. Auch in der Gegenwart spürt man eher die Erzählung als den Krimi. Die Verstrickungen der Geschichte wirken reichlich konstruiert und die schwachen Figuren sind nicht recht in der Lage, sie zu tragen. Wir kaufen die Geschichte am Ende einfach nicht – und selbst wenn: So richtig rätselhaft, spannend und mitreißend ist sie auch dann nicht.

Ein wenig Lektorat hätte auch nicht schaden können. Da fehlt hier mal ein Leerzeichen, dort ein Satzzeichen, hier ein Buchstabe – alles nicht wirklich kritisch und kommt auch bei großen Verlagen vor. Unerträglich aber: Die Figuren müssen sich alle einen „Apostroph-S“ andichten lassen.

Es heißt in der Deutschen Sprache einfach nicht „Beil’s Schreibtisch“ oder „Miyu’s Gesicht“ – das nervt und kommt natürlich praktisch auf jeder Seite vor. Dass sich die Autorin am Ende des Buches bei ihrer Lektorin bedankt, ist da schon ein wenig erschreckend.

Unklar auch, warum nach den meisten Absätzen ein Leerzeichen folgt oder auch mal zwei. Oder warum „Du“ und „Sie“ oft groß geschrieben werden in der direkten Rede – aber eben nicht immer. Noch Rätselhafter: Literaturverweise samt ISBN im Fließtext… da kommt beim Lesen das Gefühl auf, gegen eine Wand zu prallen.

Fazit

Wir sind eher enttäuscht von dem dritten Haaner Krimi. Hier passt vieles nicht zusammen – ein spannender Lesefluss wie im Vorgänger entsteht hier leider nicht und wir kommen in der Abstimmung nur auf  34 Punkte.