Schreiben ist wie Sex: Das Corona-Interview mit Håkan Sandstedt

Mit “Die Toten einer Nacht” – einem Coldcase-Thriller, hat Håkan Sandstedt zusammen mit Kristina Palme kürzlich ein erstes Buch auf dem deutschen Markt vorgelegt, das es zu diversen gute Kritiken gebracht hat. Ein komplexer Thriller, der auf diversen Zeitebenen spielt und satte 19 Jahre Ermittlungsarbeit umspannt. Håkan Sandstedt erzählt, wie es weitergeht und warum er den Deutschen als Leser schätzt.

Krimi Blogger: Håkan, du hast gerade ein komplexes Buch mit Deiner Partnerin Kristina Palme veröffentlicht. Wie fühlt man sich danach?

Håkan Sandstedt: Bisserl wie nach dem Sex: Ausgelaugt aber glücklich. Nein – im Ernst: Das war eine anstrengende Zeit. Wir haben das Buch vor Corona begonnen und es während des Lockdowns zu Ende bringen müssen. Leider waren Kristina und ich da dummerweise in zwei verschiedenen Ländern.

Krimi Blogger: Das klingt nicht gut. Wie funktioniert so etwas?

Håkan Sandstedt: Wären wir nicht schon so weit gewesen, hätten wir es vermutlich aufschieben müssen. Die Story füllt einen ganzen Raum mit jeder Menge Zeichnungen und vor allem Zeit-Abläufen. Am Anfang haben wir das alles richtig aufgemalt. Das hätten wir nicht mit Zoom oder Skype gekonnt. Also – ich zumindest nicht. Ich frage mich übrigens auch, wie das im echten Leben läuft.

Krimi Blogger: Bei der Polizei, meinst Du?

Håkan Sandstedt: Genau. Wir haben uns vor Corona natürlich ein paar Coldcase- Einheiten angesehen. Eine in Schweden, aber auch eine in Deutschland. Die Deutschen sind natürlich genau so aufgestellt, wie du das erwarten würdest: Irre präzise, ausgezeichnete Software, all diese Dinge. Aber deren Arbeit ist wirklich eine Qual. Du sagst ja normalerweise, dass die ersten 48 Stunden bei einem Fall den Unterschied machen. Bei einigen von deren Fällen sind aber schon 48 Monate rum – oder mehr.

Krimi Blogger: in Eurem Fall DIE TOTEN EINER NACHT sind ja schon über 200 Monate rum…

Håkan Sandstedt: Ja – deshalb mussten wir das auch aufmalen. Und dennoch: Ganz kurz vor Schluss hat eine unserer Testleserinnen noch einen Fehler entdeckt. Keinen Großen – da ging es um wenige Minuten. Aber da mussten wir noch einmal an die Pinnwand… Das haben wir dann tatsächlich mit einer Kamera gemacht.

Krimi Blogger: Klingt komplex! Wahrscheinlich gut, dass das nicht eure erste Zusammenarbeit war?

Håkan Sandstedt: Allerdings! Wir sind ja im Zweifel ein eingespieltes Team – und ohne diese Ebene wäre das nicht gegangen.

Krimi Blogger: Dennoch schreibst du als nächstes etwas allein.

Håkan Sandstedt: Das stimmt nur bedingt. Kristina und ich schreiben sehr wohl wieder etwas zusammen – und mittlerweile kann man ja glücklicherweise auch wieder reisen. Parallel dazu habe ich die Arbeit an einem weiteren Format aufgenommen. Ich möchte wieder etwas sehr regelmäßiges verfassen und habe dazu die letzten beiden Jahre sehr präzise ausgearbeitet, wie so etwas aussehen kann. Die ersten vier Krimis dazu stehen, der Überbau steht – ich denke, da werden wir dieses Jahr noch etwas zu sehen kriegen. Und natürlich habe ich auch hier wieder sehr viele Gespräche mit Polizisten geführt – aber eben diesmal auch mit Tätern und Opfern. Ich klopfe mal auf Holz – Im Oktober sollte es soweit sein.  Aber mein nächstes Buch wird unter einem Pseudonym erscheinen. Und Kristina sitzt auch nicht tatenlos herum.

Krimi Blogger: Schließt das aber auch eine Fortsetzung eurer Coldcase-Zusammenarbeit ein?

Håkan Sandstedt: Auf jeden Fall! Wir haben dafür sogar ab dem 1.10. einen eigenen Raum gemietet, in dem wir wieder ein ähnlich komplexes Bild auflegen können. Wir haben sogar schon die beiden entsprechenden Fälle gefunden und sprechen schon mit Ermittlern, die in den damaligen Fällen ermittelt haben. Wir werden uns da an zwei unterschiedlichen Fällen orientieren. Einer aus Deutschland und einer aus Schweden, soviel kann ich verraten.

Krimi Blogger: Also können wir mit einem neuen Coldcase in 2021 rechnen?

Håkan Sandstedt: Das – und einer neuen kleinen Reihe von mir.

Krimi Blogger: Vielen Dank für das Gespräch!