André Schliebs: Mord im Blauen Land – holpriger Erstling?

Gegen Erstlingswerke haben wir nichts – ganz im Gegenteil. Und hier liegt eines vor von jemandem, der durchaus schreiben kann. Und doch stolpert er hier und dort beim Regionalkrimi „Mord im Blauen Land“.

Das Setting

Eine junge Kommissarin, gerade erst auf die Stelle gesetzt, ein knorriger Vorgesetzter, eine Tote, die von Schulkindern gefunden wird – warte mal… Ja – das öffnet Raum für Klischees. Muss der Vorgesetzte verschwitzt sein? Muss der einen Schnauzer haben? Muss der im Auto Zigarillos rauchen? Muss er mit Quietschenden Reifen anfahren? Muss er… Ach – lassen wir das. Leider springt der Auto hier an einigen Stellen mit Anlauf in typische Klischee-Fallen.

Sprache und Spannung

Einzelne Sätze sind endlos und verlieren sich. Man hat beim Lesen den Eindruck, dass der Autor an seinen Lieblingssätzen hin und sie nicht kürzen wollte. Insgesamt ist der Stil sehr schwankend in diesem Buch. Und die Story hat auch unerwartbare Schwankungen. Wichtige Momente werden oft kurz und hektisch dargestellt, unwichtige ausufernd. Zu Beginn denkt man da immer noch, dass das einem Muster folgt, dass das einen Hinweis geben soll… tut es dann aber nicht.

Das Verwenden von kruden Metaphern kommt vor, wenn auch nicht übermäßig häufig. Dort, wo es vorkommt, erschlägt es den Leser teilweise.

Der reine Fall ist handwerklich solide und im Grunde auch spannend. Der hat Wendungen, der bietet Unerwartetes. Ist aber eben zäh durch den oszilierenden Stil von André Schliebs.

Fazit

Wer auf das uneingeschränkte 5-Sterne Rating bei Amazon blickt, der mag sich wundern – aber wenn alle 5 Sterne von Rezensenten kommen, die exakt eine Rezension in ihrem Leben geschrieben haben, dann ahnt man Freunde und Verwandte. Wir sehen den Erstling eher im Rahmen von 60 Punkten. Da geht mehr. Vielleicht im zweiten Fall?