Palme / Sandstedt: Aus dem Fleisch gerissen – Für Leser mit wirklich guten Nerven

Palme und Sandstedt sind bekannt für ihre Coldcases und auch für die große psychologische Nähe zu den Tätern. Hier gelangen sie an einen Punkt, an dem sich manch ein Leser einmal weniger Nähe zu den Tätern wünschen würde – das Ganze gepaart mit den verschiedenen lebendigen Ebenen eines Coldcases und einem Ermittlerteam, das sich hier weiterentwickeln darf. Wer traut sich?

Setting & Story

Der höchst doppeldeutige Titel erschließt sich dem Leser nicht auf den ersten Seiten. Tatsächlich steht er in diesem Buch für zwei Dinge, die wir hier nicht verraten werden. Und die sind so geschickt miteinander verwoben, dass man es an einigen Stellen nicht wahrhaben möchte.

Der Fall basiert, wie bereits der Vorgänger, lose auf zwei echten Fällen, die jedoch nur die Grundlage bilden und sich im Laufe der Geschichte weit vom Original entfernen.

Die Ebenen sind dabei erneut so miteinander verstrickt, dass man für die grausige Täter-Perspektive ebenso viel  Verständnis in der Vergangenheit aufbaut, wie Ablehnung in der Gegenwart. Und wer sind hier eigentlich Täter und wer Opfer…? Ganz eindeutig ist das lange Zeit nicht. Und das ist wirklich beeindruckend.

Sprache und Spannung

Die Spannung entfaltet sich hier nicht auf den ersten drei Seiten. Es sind die lebendigen Figuren in Vergangenheit und Gegenwart, die die Spannung dieses Buches aufmachen, die sich immer mehr aufbaut, immer mehr Konflikte aufziehen lässt. Erneut gelingt es dem Autoren-Duo, immer wieder Sympathie und hohe Emotionalität mit den Figuren aufzubauen – auch, wenn die vielleicht ein paar der schlimmsten Verbrechen begangen haben, die man sich nur vorstellen kann.

Fazit

Der Dritte Coldcase des Duos erscheint im April – Zeit, den Zweiten zu lesen, der noch besser gewichtet ist als der erste Fall. Von uns bekommt er 92 Punkte.