Karin Herzog: Die Schuld der Opfer – Erstling mit Stolpersteinen

Düsseldorfer kommt nach (zunächst) unklaren Vorfällen nach Norddeutschland. Mürrischer Typ, psychische Probleme… Bei „Die Schuld der Opfer“ ahnt man recht schnell, dass einem hier eine Geschichte serviert wird, die einem in Teilen schon bekannt vorkommt…

Setting & Story

Vieles an dieser Geschichte wirkt, als habe die Autorin Versatzstücke von Hollywood-Filmen der 90er Jahre zusammengesteckt. „Zusammengesteckt“ ist dabei ziemlich wörtlich gemeint: Wenn man Versatzstücke arrangiert, kommt dabei nicht automatisch eine durchgängige Story heraus. So auch hier.

Dass Hauptfigur Felder in den Norden gegangen ist, weil er sich einen gemütlichen Job ohne Gewaltverbrechen erhofft hatte, wird dabei schmerzhaft oft betont. Als Leser fragt man sich irgendwann: „Liest der keine Statistiken, wenn der solche Entscheidungen trifft?“

Leider wird die Geschichte in ihrer Löchrigkeit noch von unzulässigen Schlussfolgerungen begleitet, die zu früh gezogen werden. Das wirkt durchgängig so, als habe die Autorin einen Krimi um die Geschichte modelliert, die sie eigentlich erzählen wollte. Ob es dazu wirklich noch schwarze Messen und Pentagramm gebraucht hätte? Uns blieb die Geschichte fremd und wenig nachvollziehbar.

Sprache und Spannung

„Sein Tonfall war so kalt, dass Felder einen Blick auf das Fenster hinter dem Arzt warf, um zu sehen, ob sich Eisblumen an der Scheibe bildeten.“ Diese und ähnliche Stilblüten kommen immer mal wieder durch. Dann „programmieren“ Figuren immer wieder ihre Navis und auch ihre Telefone. Auch sonst gibt es sprachliche Überraschungen. Warum beispielsweise jemand, der sonst simpel und alltäglich redet, mit einem Mal „Es schwärt in mir“ sagt, erschließt sich nicht. Einzelne Sätze sind nach dem fünften Komma nur noch schwer nachvollziehbar.

Die Geschichte hat immer wieder einmal spannende Momente und zeigt, dass Karin Herzog eigentlich im Herzen eine Erzählerin ist. So baut sie auch die beiden Hauptfiguren intelligent und glaubhaft zusammen – weit besser als viele andere Autoren. Gerade die Hauptfigur ist interessant.

Leider wird das immer wieder durch Klischees gebrochen, was wirklich schade ist.

Fazit

Wir werden auch das zweite Buch lesen – aber hier sehen wir zu viele Lücken, um richtig begeistert zu sein – 44 Punkte.