Connie Roters: Das tote Kind im Wind – Lesesperre ohne Not
„Das tote Kind im Wind“ klingt als Titel durch seine reimähnliche Form banaler als der Krimi wirklich ist – Connie Roters hat hier durchaus einen spannenden Krimi hingelegt, der sich in großen Teilen sehr flüssig liest und ein konstant hohes Niveau an Spannung aufweist.
Das Buch leidet jedoch an ein paar sehr vermeidbaren Kleinigkeiten, die den grundlegenden Plot bei den Lesern auf Dauer etwas anfressen.
Das Setting
Die Ermittlungen, die der Krimi beschreibt, teilen sich in drei verschiedene Stränge auf: Ein norddeutsches Ermittlerteam vor Ort, das den ursprünglichen Fall, nämlich das Kind im Wind, aufzuklären hat, sowie ein Berliner Team, das über eine lose Verbindung mit dem norddeutschen Team verwoben ist und in dem Fall erst über die Zeit eine immer größere Rolle spielt.
Während man als Leser am Anfang befürchten muss, dass man hier auf Klischee-Bullen trifft, löst sich diese Ahnung zum Glück schnell auf und die Figuren entpuppen sich als durchdacht, klar abgegrenzt und sind in der Lage, die Story zu tragen. Was zu Beginn wie Klischee-Bulle wirkt, stellt sich als komplexer Charakter heraus, der allerdings auch in mehrfacher Hinsicht der stärkste Charakter des gesamten Buches bildet.
Die Verstrickungen der Stränge sind glaubhaft, obwohl das im ersten Moment nicht so scheint. Die Zufälle, die einen Fall ausmachen, die die Story vorantreiben, sind vielfältig und mit viel Herz und Liebe erzählt – das macht richtig Spaß.
Sprache und Spannung
Strang 3 der Handlung ist aus Sicht des Täters erzählt – und hier schwächelt das Buch ohne Not. Muss dieser Strang wirklich vollständig in kursiver Schrift gedruckt werden? Das war vor 25 Jahren in Schweden mal angesagt – schließlich aber stellte sich damals schon heraus, dass es primär anstrengend ist, lange Textpassagen in kursiver Schrift zu lesen. Und im Falle von Connie Roters Buch werden die Passagen über die Erzählung länger und länger und sind zudem noch in einer Linux-Schrift gedruckt, die den Effekt verstärkt. Spätestens in der Mitte des Buches, wenn die Handlung immer mehr nach Berlin wechselt, wird das für die Leser wirklich unangenehm.
Man fragt sich auch, was der Effekt eigentlich bewirken soll – traut die Autorin das Trennen der Handlungsstränge nicht auch ohne diesen Layout-Kniff zu?
Die Darstellungen aus Sicht des Täters sind eigentlich ein wirklich interessanter Zugang zu einem schwierigen Thema – gehen hier jedoch ohne Not im Layout-Konzept unter und sind somit nur schwer lesbar, was wirklich schade ist, da die Spannung darunter am Ende leidet.
Leider geht damit einher ein Lektorat, das hier und da Satzbaufehler übersehen hat, fehlende Leerzeichen und ähnliche Schnitzer.
Fazit
Unter normalen Bedingungen wäre das Buch eine reelle Zwei in Schulnoten Bewertung – unter den Gegebenheiten des Buches reicht es dafür leider nicht. Empfehlung: Die Kindle-Version. Die unangenehmen Effekte werden von den verwendeten Schriften entschieden abgemildert. 63 Punkte