Sebastian Fitzek “Passagier 23”: Gefährlich schwachsinnige Kreuzfahrt

13 Psychothriller hat Sebastian Fitzek nun schon verfasst – in vielerlei Hinsicht einer brutaler als der andere. Sebastian Fitzek hat Spaß daran, seine Leserschaft in Untiefen und menschliche Abgründe zu führen – und die dürfen auch gerne mal ein bisserl zu eklig, zu brutal und ein wenig zu detailliert geschildert sein – darin ist er recht weit gekommen. Wenn es sich dabei auch um eine Disziplin handelt, die den Kriminalroman im Grunde nicht unbedingt stärkt – das Explizite neigt oft eher dazu, ihn zu schwächen. Hier fängt das schon ziemlich weit vorne an – und Zähne spielen eine Rolle. Ob man das mag, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Passagier 23 – Das Setting

passagier23Klar ist hier schnell: Die Hauptfigur ist so lachhaft überzeichnet und unglaubwürdig, dass man sich als Leser eigentlich verkriechen möchte. Fitzek baut einen Helden auf, der es einem zu Beginn mit seiner Härte, seiner Grobheit nicht leicht macht, ihn zu mögen oder das auch nur zu wollen. Und dann schickt er uns mit diesem Helden auf eine Kreuzfahrtreise, was ein wenig nach Agatha Christie riecht – und leider auch tatsächlich limitierend auf die Erzählung wirkt. Und bedauerlicherweise ist die Erzählung auch alles in allem eher limitiert. Das gesamte Buch liest sich wie ein abgeschriebener Hollywood Film, bei dem die billige Effekthascherei eine große Rolle spielt. Das ist alles sehr abgedroschen, sehr bekannt und mit Pseudo-Fakten versehen, die schnell uninteressant werden.

So wie auch die Figuren keine Glaubwürdigkeit erlangen können. Die Verbindung des Hauptdarstellers zur Handlung über seine Vergangenheit ist so sehr an den Haaren herbeigezogen, so unglaubwürdig und so wenig ausreichend für eine gute Geschichte, dass manch ein Leser spätestens bei Seite 150 aufgeben wird, weil irgendwie klar ist, wie das hier weitergeht und auch klar ist, dass all die “Zufälle” so wenig zufällig sind.

Die Auflösung, soviel sei verraten, setzt dem Ganzen nur eine Krone auf, die schon beleidigend ist. Hier glauben wir gar nix.

Passagier 23 – Sprache & Spannung

Fitzeks Werke lesen sich literarisch allesamt nicht besonders hochwertig – aber Passagier 23 ist eher noch einmal im unteren Drittel des Gesamtwerkes angesiedelt. “Die Angst sprang ihm wie ein Klappmesser aus den Pupillen” oder “Es gab ein knirschendes Geräusch, als wäre die Nasenscheidewand des Kapitäns in einen Nussknacker geraten” garnieren eine Geschichte mit Metaphern, die keine sind. Die Erzählung ist allzu plakativ und allzu gewaltverliebt – sinnlos gewaltverliebt und zu deutlich in deren Schilderung, als dass es der Geschichte zuträglich wäre. Auch das ist bei Fitzek nicht neu – hier jedoch wird es von den langweiligen Figuren nicht getragen, strotzt nur so vor Hollywood-Klischees und ist alles in allem sicherlich eines der schwächsten Bücher, die Sebastian Fitzek bislang abgeliefert hat.

Das Setting des Kreuzfahrtschiffs mit seinem beengten Aktionsraum schrenkt ein. Das kann ja bekanntermaßen eine Herausforderung sein - hier ist es nur eine Limitation, die auf unglaubwürdige Darsteller trifft und die Geschichte zusätzlich einengt
Das Setting des Kreuzfahrtschiffs mit seinem beengten Aktionsraum schränkt ein. Das kann ja bekanntermaßen eine Herausforderung sein – hier ist es nur eine Limitation, die auf unglaubwürdige Darsteller trifft und die Geschichte zusätzlich einengt

Das ganze wirkt gestelzt und lächerlich – und dadurch ist es dann auch nicht spannend, weil man sich einerseits nicht mit den Figuren identifizieren mag und dadurch dann eben andererseits auch nicht mit ihnen mitfiebern kann und will.

Die Konflikte der Figuren – vom Kapitän über den Hauptdarsteller bis hin zu den weiblichen Nebendarstellern, die für einen kurzen Moment wie ein Lichtblick wirken, sind so schubladenhaft, unglaubwürdig und so eingeschränkt auf ihren Beitrag für die Story, dass sich selbst unerfahrene Leser verschaukelt fühlen von so wenig eigener Leistung.

Zur Ehrenrettung sei gesagt: Als Drehbuch mag es taugen – in der Hand eines erfahrenen Regisseurs mit nett anzusehenden Schauspielern.

Passagier 23 – Fazit

14 Punkte
Wir finden, dass das Buch nicht Wert ist, gelesen zu werden. in Phasen glaubt man, dass einige Nebenfiguren es retten können und die Wahl des beschränkenden Kreuzfahrt-Schiffes ehrt Fitzek in gewissem Rahmen, vermag aber die haarsträubende Geschichte nicht zu retten, zu keiner Zeit. Es fällt uns schwer, dem Stückwerk mit seiner schier lächerlichen Sprache und der flach filmischen Handlung überhaupt etwas abzugewinnen.