Salim Güler: Küstenkind – Ostsee-Feeling? Pfff…

Ein junges Paar reist einigermaßen frisch verliebt an die See und schon nach kurzer Zeit verschwindet eine der beiden Hauptfiguren. Da steckt durchaus Stoff für Spannung drin. In der Theorie…

Setting

Man könnte meinen, Salim Güler sei nie an der Ostsee gewesen. Was nicht stimmt. Aber wir vermuten: Er muss dort mit geschlossenen Augen herumgelaufen sein. Alles, was See und Norddeutschland in diesem Buch wiedergibt, fühlt sich nach seelenlosem Plastik an. Wer einmal auf Sand und Dünen gelaufen ist oder auch nur mal eine Flüssigkeit in den Sand geschüttet hat, wie hier bereits ziemlich weit vorne im Buch, der kann diese Zeilen so eigentlich nicht schreiben.

Das ist einfach nicht echt und nimmt den geneigten Leser auch nicht mit. Die Fischfangkenntnisse sind jedenfalls eher gering. Auch bei den Methoden der Polizei kommen für die Leser an einigen Stellen Fragen auf.

Der Fall müsste eigentlich spannend sein – aber das Zusammenspiel der Figuren ist schwierig. Dass hier ein geliebter Mensch verschwindet, wird nie recht glaubhaft und auch in Vernehmungen hat Spannung und Emotion in diesem Buch kaum Platz.

Sprache & Spannung

Hier leistet sich Salim Güler zum Teil wirklich schwerwiegende Aussetzer. Wir haben mehrere Bücher von ihm gelesen und kennen das sonst nicht von diesem Autoren.

Das sind einmal die eigenartigen Gefühlserläuterungen. Entweder hatte Güler hier keine Lust, diese in literarische Erläuterungen zu bringen oder er hält seine Zielgruppe für ungewöhnlich dämlich. “Vielleicht lag es daran, dass sie sich gerade in einer emotional schwachen Phase befand” und ähnliche Formulierungen kommen hier wie Faustschläge auf den Leser zu. Oder auch die wildfremde Frau, die dem nervösen jungen Mann erklärt “Es ist nicht zu übersehen, dass Emma dich mindestens so sehr liebt wie du sie”, nachdem sie die beiden wenigen Minuten gesehen hat.

Deutlich anstrengender finden wir jedoch die Selbstgespräche, mit denen auch für den dümmsten Leser Gedanken und Gefühle mundgerecht serviert werden. Gerade junge Frauen scheinen zu dieser Art zu gehören, die alles laut vor sich hersagen, was ihnen durch den Kopf geht. Übrigens auch, wenn sie gerade nachts im Dunkeln angsterfüllt auf der Suche nach einem geliebten Vermissten über den Strand laufen.

Ähnlich sind auch die Dialoge, die hier holprig und hölzern daherkommen. Das überlagert die eigentliche Geschichte recht fix.

Au Weia…

Fazit

Wirklich schwach und emotional nur schwer nachvollziehbar. Kleine Stolperfallen in der Handlung, größere in der Sprache. Liest sich, als habe es jemand anders geschrieben. 24 Punkte