Håkan Sandstedt: Die Zähe Spur der Schuld – Erfolgreicher Solo-Pfad?

Liest man den Klappentext spürt man ein wenig die großen Alten durchschimmern. Die schwedischen Autoren, die das Genre geprägt haben.

Håkan Sandstedt, den man in Deutschland eher als den Co-Autoren des Duos Palme / Sandstedt kennt, tritt tatsächlich in große Fußstapfen schwedischer Kriminalliteratur. Kann er sie auch ausfüllen?

Das Setting

Ingmar Lundgren kehrt nach drei unglücklichen Jahren im Ausland in seine Heimat zurück – nach Schweden. Schon in einem der ersten Sätze erfahren wir über den Protagonisten: “Fragte man ihn, erklärte Ingmar Lundgren stets, dass er in erster Linie Västernorrlander sei, dann Europäer und erst dann Schwede.”

Auch sonst fühlt sich hier vieles richtig an: Die Stadt ist in die Handlung ebenso selbstverständlich eingebaut, wie die weiteren sehr schlüssigen Hauptdarsteller, die allesamt weiblich sind. Ein reines Frauenteam und eine weibliche Vorgesetzte, die früher zudem Lundgrens Mitarbeiterin war. Das liefert Raum für peinliche Zickenkriege und reichlich Klischees – erfrischender Weise nutzt der Autor kein einziges davon.

Die Handlung ist angenehm komplex und entfaltet sich stufenweise. Was wie ein sehr eindeutiger Mord erscheint, wächst, nimmt Formen an, lässt Menschen in den Fokus der Verdächtigen geraten und zeichnet insgesamt ein Bild, welches sich gegen Ende wie ein Spinnennetz durch die gesamte Region zieht.

Das ist enorm spannend, ohne in Hektik zu verfallen. Und es sind eher die Figuren und die breit angelegten Ermittlungsstränge, die einen Mitfiebern lassen als lächerliche Spannungseffekte.

Klar ist: Das Setup liefert Raum für mehr. Sichtbar werden hier Figuren mit Entwicklungspotential angelegt, das Stoff für eine breit angelegte Serie bietet, ohne die Handlung aufzublähen.

Sprache und Spannung

Lakonisch manchmal, dann wieder sehr nahe an den handelnden Personen liefert “Die zähe Spur der Schuld” die ganze Bandbreite.  Die Spannung baut sich hier in Wellen auf und hat einen ungewöhnlichen Ablauf. Etwa die Tatsache, dass ein Handlungsstrang ein sehr frühes Ende findet, mit dem man nicht rechnet, andere Dinge zunächst wie eine Belanglosigkeit erscheinen und dann an Gewicht gewinnen ..

Das lässt die über 500 Seiten wie im Flug vergehen.

Die weiblichen Figuren dienen hier nicht nur als Stichwortgeber des Hauptdarstellers – im Gegenteil. Gerade die Ermittlerinnen sind bei Sandstedt erneut sehr gleichberechtigt, führen ein eigenes Leben mit eigenen Problemen und sind dadurch in Summe sehr präsent.

Fazit

Mit 94 Punkten ein richtig guter Polizei-Roman ohne Allüren und mit dem Potenzial starker Serienfiguren, von denen wir noch mehr hören werden.