Frauke Buchholz: Blutrodeo – Profiling vor charmant ungewöhnlicher Kulisse

Nach überraschenden “Frostmond”, der 2021 erschien, ist Blutrodeo der zweite Krimi / Thriller von Frauke Buchholz – und wieder ist die Handlung in Kanada angesiedelt. Charmanter Weise dient Kanada hier nicht nur als Kulisse, sondern ist vielmehr integraler Bestandteil der Handlung – eine Qualität, die in den vergangenen Jahren oft leider dem puren Etikett einer Region gewichen ist.

Hier jedoch ist die Handlung wirklich so angelegt, dass sie ebene nicht einfach so in Herne spielen könnte.

Story & Setting

Der Fall ist intelligent aufgebaut und wird vor allem auch intelligent entschlüsselt. Mit Blicken in die Vergangenheit, die die handelnden Personen in der Gegenwart breiter und tiefer erscheinen, einen Einblick in die Köpfe geben und Zusammenhänge lange erahnen lassen, ohne zu viel vorweg zu nehmen. Whoh – das ist top komponiert.

Die Spannung wird über die gesamte Geschichte in einer angenehmen Weise aufrechterhalten, bei der jeder weitere Schritt ein kleines Licht auf etwas wirft, jeder nächste kleine Lichtstrahl etwas enthüllt, ohne das hektisch und schwankend erscheinen zu lassen.

Sprache & Spannung

Das Buch leidet an kleinen Stolpersteinen und seinen beiden Hauptfiguren – ein Profiler und die lokal ansässige Polizistin.

Warum diese beiden Hauptfiguren, die stets sich selbst gegenüber viel Wert darauf legen, ungemein professionelle Profis zu sein, sich beispielsweise mitten in einer Ermittlung volllaufen lassen und dann noch mit dem Auto heimfahren, erschließt sich auch wohlwollenden Lesern nicht. Der Profiler macht den Job der Polizistin – und auch das nicht besonders gut, sondern eher kursorisch und zufällig. Nur das mit dem Profiling … das vergisst er irgendwie bis Seite 150.

Der düstere Mann, der als Kanadier in unpassenden Momenten Schopenhauer zitiert, als habe er in seinem Leben nur ein Buch gelesen und selbst im Halbschlaf, nachdem er mit einer Ohrfeige geweckt wird, schon lateinische Sprüche raushaut, ist einfach unglaubwürdig.

Störend: die teilweise fast bizarre sprachliche Holprigkeit. Auf der einen Seite werden da schier aufdringlich lokale Sprachfetzen eingewebt. Der Protagonist nicht einfach über eine Schotterpiste fahren – es muss eine “Gravel Road” sein. Auf der anderen Seite aber warten die Ermittler auf die Ergebnisse der SpuSi – bis in die Details der Schreibweise ein vollkommen deutscher Begriff. Ja … was denn jetzt?

Fazit

Ein absolut anständiges Buch. Super smooth geschrieben und flüssig zu lesen – ohne die beiden überzeichneten Hauptfiguren wäre es ein richtig gutes Buch. So ist es uns 75 Punkte wert und wir warten auf ein drittes Buch der Autorin.